MALEREI DER AVIM, PAPUA-NEUGUINEA
06.05.2021
Ankaufsprojekt des Ozeanien-Kustos Matthias Claudius Hofmann
Im Jahr 2019 reiste der Ethnologe Tomi Bartole in das Dorf Avim in der Provinz East Sepik in Papua-Neuguinea. Nachdem er sich dort bereits 2013–2014 für eine ethnologische Feldforschung aufgehalten hatte, wollte er seine Forschungen zu Politik und Religion vertiefen. Als neuer Schwerpunkt kam die Auseinandersetzung mit Kunst hinzu: Bartole kehrte mit 18 Acrylmalereien auf Papier, die er bei elf Künstlern vor Ort in Auftrag gegeben hatte, nach Europa zurück.
Mehrere dieser Werke sind derzeit in der Ausstellung „GRÜNER HIMMEL, BLAUES GRAS. Farben ordnen Welten.“ zu sehen – gemeinsam mit Sago-Palmblattmalereien aus der Sammlung des Weltkulturen Museums, die Eike Haberland bereits 1961 in Avim sammelte. Diese Malereien auf Palmblattscheide dienten der Ausgestaltung des Männerhauses und sind eindrucksvolles Zeugnis einer Kunsttradition außerhalb einer europäischen Kunstgeschichte.
Doch noch mehr verbindet beide Sammlungen: Fotos der historischen Malereien auf Palmblattscheide fanden bereits 2011 ihren Weg von Frankfurt nach Avim und waren dort Vorlagen für den gemeinsamen Arbeitsprozesses, aus dem die 18 neuen Gemälde hervorgingen.
Einer der Künstler, Fidelis Apot, hatte als junger Mann bereits Bilder aus der Sammlung von 1961 gemalt und war auch 2019 als letzter noch lebender Künstler von damals wieder an den gemeinsamen Arbeiten beteiligt.
Diese neuen Malereien zeigen mythische Motive und werden zugleich selbst als Geister angesehen. Die Avim-Männer malten die mythischen Motive ihrer Väter – mit Acrylfarben und auf Papier. Durch die Malerei und deren wirkmächtigen Farben geben die Avim so ihr sakrales Wissen an die nächste Generation weiter. Die Werke machen sichtbar, dass trotz jahrzehntelanger Missionierung und kulturellen Wandels die ästhetischen Konzepte und mythischen Motive der vorchristlichen Zeit noch immer bewahrt werden und in den Malereien der Avim bildgewaltigen Ausdruck erfahren. Obgleich Acrylfarbe und Papier die Naturfarben und Sagopalmblattscheiden ersetzen, leben Geister und Mythen in den Malereien und Farben fort.
Namen der Künstler: Andrias Aimo, Vincent Apiak, Fidelis Apot, Peter Asikim, Eddie Katuk, Sebastian Katuk, Stanley Kayama, Christian Kmbsa, Conny Tapain, Nelson Tatambi, Justine Waipo
Tomi Bartole im Interview mit den Weltkulturen News.
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