DIE STÄRKENDE KRAFT DES TANZES

Ein Gespräch zwischen der Tanzpädagogin Ashanti und Julia Albrecht aus der Abteilung Bildung und Vermittlung

JULIA ALBRECHT: Du hast Umweltmanagement studiert und jetzt leitest du eine Tanzschule. Wie kamst du zum Tanz?
ASHANTI: Ich komme aus einem Dorf, in dem die Wasserversorgung ein Problem war. Die Bevölkerung musste das Wasser entweder aus einem Brunnen schöpfen oder weite Wege laufen, um mehr Wasser zu besorgen. Neben dem Palmenanbau wurden die wenigen verbliebenen Reserven durch illegale Anpflanzungen kontaminiert. Wie eine Heldin dachte ich damals also, ich müsste etwas für mein Volk tun und beschloss daher, Umweltmanagement zu studieren. Ich wusste, dass dies nicht meine Leidenschaft war, denn Tanzen war schon als Kind meine Berufung. Nachdem ich mein Studium abgeschlossen und in diesem Bereich gearbeitet habe, um unter anderem die Wasserversorgung in meinem Dorf zu verbessern, beschloss ich, meiner wahren Leidenschaft - dem Tanz - nachzugehen. Das Schöne daran ist, dass meine künstlerische und choreografische Arbeit viel mit der Umwelt zu tun hat, auch wenn ich nicht direkt in diesem Bereich tätig bin. Ein Beispiel dafür ist der Kurzfilm „Blick in den Spiegel“, der ursprünglich als Bühnenstück konzipiert war, aber aufgrund der Pandemie als Kurzfilm endete und sich mit den natürlichen Ressourcen der Erde und dem Verhalten der Menschen beschäftigt. Ich bin sehr stolz auf das Ergebnis und wir haben bei unseren Live-Übertragungen überragendes Feedback erhalten. Heute betreibe ich meinen eigenen Tanzraum, in dem es nicht nur um Bewegung, sondern auch um Ermächtigung, Begegnung und Resilienz geht.


Workshop „In Bewegung" in der Ausstellung „Grüner Himmel, Blaues Gras. Farben ordnen Welten"

JULIA ALBRECHT: Kannst Du das noch ein bisschen mehr ausführen?
ASHANTI: Die Tanzschule zielt insbesondere darauf ab, Frauen, Afrokinder und Menschen mit Migrationshintergrund durch Bewegung zu stärken. Ein weiteres Ziel ist die Unterstützung von Frauen im Unternehmertum. Dafür konzentriere ich mich auf die Weiterbildung der Frauen in ökologischem Unternehmertum und bei ihren persönlichen Finanzen auf Ahnenbasis. Wenn ich von den persönlichen Finanzen unserer Vorfahren spreche, meine ich die Art und Weise, wie unsere Großmütter und Großväter mit Geld umgingen und es sparten. Sie betrieben Tauschhandel und es herrschte große Solidarität, wenn beispielsweise gemeinsam das Haus eines Onkels, einer Freundin oder einer Großmutter zu bauen war. All diese wertvollen Beiträge haben mit ökologischer, solidarischer und wirtschaftlicher Nachhaltigkeit zu tun und das ist das Ziel dieser Initiative. Auch die bewusste Bewegung durch neurolinguistisches Programmieren (NLP) gehört dazu. Außerdem biete ich Tanz- und Bewegungsunterricht an, bei dem Kinder und Erwachsene vielseitig und mit Spaß ihre Körper auf neue Art kennenlernen können. 


JULIA ALBRECHT: Du hast die Kinderworkshop-Reihe „In Bewegung“* im Weltkulturen Museum geleitet. Kannst Du uns etwas darüber erzählen?
ASHANTI: Die Höhepunkte des Workshops „In Bewegung“ waren die lebhaften Kinder, die mit Begeisterung andere Kulturen kennenlernen wollten. Das Beste von allem war, dass wir von Carlotta begleitet wurden, einem 13-jährigen Mädchen, dessen kleiner Körper es ihr nicht erlaubte, die vorgeschlagenen Bewegungen auszuführen. Sie lud uns daher ein, uns in ihren Körper zu versetzen und uns auf eine andere Art zu bewegen. Die Kinder waren erstaunt über diese neue Sprache und die neuen Bewegungen, die Carlotta uns lehrte.

JULIA ALBRECHT: Was bedeutet healing für Dich und Deine Arbeit?
ASHANTI: Heilung durch meine Arbeit bedeutet: Meinen Körper, meinen Geist und meine Seele in Einklang zu bringen; sie miteinander tanzen zu lassen, mit dem Blick zu fühlen, mit dem Körper zu hören. Ein Leben im Gleichgewicht bedeutet für mich Zielfindung, denn wenn ich meine Mission gefunden habe, erlebe ich Liebe und Leidenschaft. Wenn du das in deinem Leben hast, sind dein Geist und dein Körper in völligem Gleichgewicht. Apropos Gleichgewicht: Gefühle im Gleichgewicht zu haben, ist ein wesentlicher Bestandteil einer gesunden körperlichen, emotionalen und geistigen Intelligenz.

* Gefördert durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des „Aufholpakets“.

***NEUE TERMINE: 12. März, 2. April, 7. Mai und 4. Juni jeweils von 14-16 Uhr***

Das Interview erschien in der Weltkulturen News #7 / Power. Abonnieren Sie hier kostenfrei ihre Weltkulturen News.