LESETIPP #3
12.11.2020
Maria Reith-Deigert und Renate Lindner (Weltkulturen Bibliothek) empfehlen „Die Entdeckung der Welt. Frühe Reisefotografie von 1850 bis 1914“ herausgegeben von Oliver Loiseaux
Seitdem sich Menschen auf Reisen begeben, haben sie das Bedürfnis, das Erlebte festzuhalten. Lange bedienten sie sich dabei der Zeichnung, doch mit der Erfindung der Fotografie Mitte des 19. Jahrhunderts eröffneten sich ganz neue Perspektiven: Die Kamera gehörte schnell zur Grundausstattung der Reisenden; da beliebig viele Abzüge möglich waren, wurde die Fotografie bald zum Massenmedium.
Dabei scheuten die Fotografen trotz ihrer schweren, sperrigen und nicht einfach zu bedienenden Ausrüstung keine Mühen und Gefahren, um in unbekannte Regionen vorzudringen. So wurden sie zu Pionieren im doppelten Sinn: Sie kämpften mit einer neuen, längst nicht ausgereiften Technik und bereisten entlegene, noch nicht erschlossene Gegenden. Und sie brachten Bilder mit, die die Vielfalt der Erde ins Bewusstsein rückten und die Wahrnehmung der Welt bei ihrem Publikum veränderten und prägten.
Von dieser längst vergangenen Phase der Fotografie erzählt der Bildband. Er zeigt 230 Fotografien aus der Zeit von 1850 bis 1914 aus dem Bestand der französischen Nationalbibliothek - aus Afrika, Amerika, Europa, Asien und Ozeanien. Diese Bilder vermitteln etwas vom Staunen und der Neugierde gegenüber der Fremde und dem Exotischen und dokumentieren Begegnungen mit fremden Kulturen. Beim Betrachten unternimmt man eine spannende Zeitreise in die Vergangenheit, denn Vieles ist heute längst verschwunden und verloren. Sie ermöglichen damit einen faszinierenden Blick auf die Welt mit den Augen der zweiten Hälfte des 19. und des frühen 20. Jahrhunderts. (München, London, New York: Prestel 2019. 239 Seiten)
Der Artikel erschien in der aktuellen Ausgabe der Weltkulturen News / Transformation.
Foto Peter Wolff