15.05.2021

Der bedeutende Frankfurter Ethnologe war von 1971 bis 2004 Professor am Institut für Ethnologie der Goethe Universität. In der Wissenschaft hat er sich besonders im Bereich der systematischen Theorienbildung mit zahlreichen Publikationen und in der Lehre hervorgetan. Für seine Schüler*innen prägend waren frühe Publikationen, wie „Die bessere und die schlechtere Hälfte“ (Campus 1984), eine Ethnologie des Geschlechterkonflikts, sowie „Das magische Universum der Identität“ (Campus 1987), ethnologische Grundrisse zu Elementarformen des sozialen Verhaltens.

Einige seiner Schüler*innen waren Mitarbeiter*innen des Weltkulturen Museums und seine Bücher sind in der wissenschaftlichen Arbeit des Museums bis heute relevant.

Seine interdisziplinäre Arbeit und seine breite überregionale Perspektive auf jegliche Phänomene spiegeln sich auch im Lebenslauf des studierten Musik- und Theaterwissenschaftlers, Philosophen und Opernregisseurs, der sich zudem als Vorstand der „Wissenschaftlichen Gesellschaft zur Förderung der Parapsychologie“ mit ethnologischen Studien zu Phänomenen der außersinnlichen Wahrnehmung beschäftigte.

Klaus E. Müller hinterlässt ein breites Werk zum Zusammenleben von Menschen in Gruppen, analysiert die jeweils grundlegenden Sinn-, Orientierungs- und Handlungssysteme der Identitätsbildung, die auf kleine Gruppen ebenso wie auf geschichtete, pluralistische und multikulturelle Gesellschaften anwendbar sind und die das Werden und Vergehen gesellschaftlicher Strukturen und Systeme in den Blick mit einschließen. Gerade in der postkolonialen Debatte kann die Lektüre der Werke von Klaus E. Müller die Bedeutung und Wichtigkeit der Ethnologie für das globale Miteinander in der Welt herausstellen.

Klaus E. Müller war dem Weltkulturen Museum über Jahrzehnte verbunden und zugetan. Geschätzt haben wir an ihm seine Zurückhaltung und Freundlichkeit und besonders seinen Humor. Über den Verlust tröstet er uns selbst hinweg. In seinem Buch „Die gespenstische Ordnung“ (Lembeck 2002) stellt er im Kapitel „Wenn man die Welt verlässt“ in Aussicht, dass Zeitreisen dereinst Verstorbener durch besondere Stofftransformationen und die kosmologische Inversionskonstante durchaus gegeben sind.