PLAYLISTS ZUR AUSSTELLUNG

Playlists zur Ausstellung

In der Ausstellung „Klangquellen. Everything is Music!“ geht es um die Dynamik zwischen Umwelt, Klang, Mensch und Musik. Die Beispiele zeigen, wie sich verschiedene Soundscapes oder Klanglandschaften zusammensetzen und wie Menschen mit dieser Soundscape interagieren, Klängen Bedeutung zuweisen oder darauf musikalisch reagieren.

Eine zentrale Frage der Ausstellung ist auch, wie Menschen individuell Klänge und Musik wahrnehmen. Alle Menschen haben ihre persönlichen Hörbiographien, durch die maßgeblich mitbestimmt wird, welche Klänge wir als Musik wahrnehmen, welche Arten von Musik oder Soundscapes wir als angenehm empfinden oder eher ablehnen.

Neue Klänge werden vom Gehirn immer auf Grundlage der bereits gesammelten bzw. erlernten Hörwahrnehmungen eingeordnet. Das kann subjektiv sehr unterschiedlich sein. Daher lässt sich auch keine Formel finden, wer welche Klänge und Musiken angenehm empfindet und warum. Schließlich sammelt jeder Mensch im Laufe seines Lebens ganz unterschiedliche akustische Eindrücke.

Während der Laufzeit der Ausstellung werden wir auf unserer Webseite regelmäßig neue Playlists mit Hörbiographien veröffentlichen, um zu zeigen, wie unterschiedlich unsere Hörwahrnehmung geprägt sein kann. Die Kurator*innen der Playlists wählen jeweils 10 Stücke aus, die für sie persönlich besonders wichtig waren und/oder die eigene Hörwahrnehmung beeinflusst haben.

Hier kommen Sie zur aktuellen Playlist.

1. PLAYLIST #1 / Vanessa von Gliszcyznski
   Den Anfang macht Vanessa von Gliszcyznski, Kuratorin der Ausstellung Klangquellen und Südostasien-Kustodin am Weltkulturen Museum.
   
   
   Hörbiographie Vanessa von Gliszczynski
   „Musik und Klang haben mich schon von klein auf begeistert, so dass ich mich schließlich entschieden habe Musikwissenschaft bzw. Musikethnologie zu studieren. Dabei konnte ich bislang ganz unterschiedliche Musikrichtungen und Soundscapes kennenlernen. Von Pop und Rock über traditionelle Musik aus Südost- und Ostasien über Klassik und zeitgenössische Musik bis hin zu den Soundscapes von Megacities wie Jakarta. Klang und Musik sind für mich wichtige Orientierungspunkte und Wege um Kulturen (und Sprachen) besser kennenzulernen. In meiner eigenen Hörbiographie, die ich chronologisch angelegt habe, spiegelt sich diese Vielseitigkeit wieder, auch wenn sie nicht alle Facetten erfassen kann.“
   
   Trackliste
   1. Antonio Vivaldi - Frühling, 1. Satz aus „Die vier Jahreszeiten“
   2. The Beatles - Let it be
   3. Fettes Brot - Geld abheben
   4. Modest Mussorgsky - Das große Tor von Kiew aus Bilder einer Ausstellung
   5. Kyoto Imperial Court Music Orchestra - Goshoraku
   6. Keluarga Karawitan Surakarta - Kebo Giro
   7. François Bayle - Trois andantes
   8. Sheila on 7 - Saat aku lanjut usia
   9. Queen - The Miracle
   10. Koji Yamaguchi - Mangestu no yoru
   
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2. PLAYLIST #2 / Eva Raabe
   Weiter geht es mit Eva Raabe, ehemalige Direktorin des Weltkulturen Museums.
   
   "Da meine Eltern beide vor ihrer Zeit im Lehrberuf eine musikalische Ausbildung absolviert hatten, wurde ich mit klassischer Musik groß. Wenn mein Vater in unserer Gemeinde für den Organisten einsprang, durfte ich schon als kleines Kind mit auf die Orgelempore. Schon während meiner Schulzeit besuchte ich oft die Oper. Für mich ist Musik eine Kunst, die Geschichten und Geschichte auf sehr gefühlvolle Weise transportieren kann. Das sich langsam nähernde Unheil, ausgedrückt durch die musikalische Nachahmung einer Westernlok, oder das harte Leben von Walfängern im 19. Jahrhundert, entsprechend wild im Lied vorgetragen, lassen vielleicht verstehen, warum ich schon als Jugendliche auch von Folk und Filmmusik fasziniert war. Meine Studienzeit und meine ersten Berufsjahre (1977 – 1990) waren für mich eigentlich die Zeit des intensivsten Musikhörens. In Rock und Pop gab es eine enorme Vielfalt. Im Rückblick kann ich sagen, dass mich Songs mit starker, gut vertonter Lyrik wie z.B. von Kate Bush oder Annie Lennox immer besonders angesprochen haben. Daher steht am Ende meiner Hörbiografie auch noch einmal ein alter Meister vertonter Sprache, nämlich Heinrich Schütz, der in einer vom grausamen 30jährigen Krieg geprägtem Zeit um Frieden bittet. Seine Musik erscheint mir gerade heute so aktuell wie damals."
   
   Trackliste
   1. Johann Sebastian Bach - Toccata and Fugue in D minor, BWV 565
   2. Wolfgang Amadeus Mozart – ‘Voi che sapate‘ Aria of Cherubino, Le Nozze di Figaro
   3. Do not forsake me, oh, my darling - original soundtrack High Noon, gesungen von Tex Ritter
   4. The Dubliners - Greenland Whale Fishery
   5. Kate Bush – Wuthering Heights
   6. Dire Straits – Sultans of Swing
   7. The Smiths – A rush and push and the land is ours (Album Strangeways, here we come)
   8. Eurythmics – Here comes the rain again (Album: Touch)
   9. Not drowning, Waving – The Kiap Song (Album: Tabaran)
   10. Heinrich Schütz – Verleih uns Frieden gnädiglich (SWV 372)
   
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3. PLAYLIST #3 / Gerhard Müller-Hornbach
   Als nächstes ist Gerhard Müller-Hornbach an der Reihe. Der Komponist,
   Dirigent, Pädagoge und Musikvermittler kuratierte für die Ausstellung "Klangquellen" einen Hörraum zum Thema Umweltklänge in der zeitgenössischen Musik. Hier stellt er eine persönliche Hörbiographie vor.
   
   „Schon früh hat mich die Welt der Klänge fasziniert und inspiriert! So war es nur stimmig, dass ich Musiker geworden bin. Bereits als Jugendlicher war ich immer neugierig, das mir noch Unbekannte zu erkunden und bald machte ich mich selbst auf den Weg, eigene Klangwelten zu erschaffen: ich wurde Komponist. Mein Interesse erstreckte sich von Anfang an auf alle möglichen musikalischen Stile und Genres. Insbesondere galt meine Leidenschaft der Musik aus anderen Kulturen und der damit verbundenen andersartigen Weltsicht und Welterfahrung. So finden sich in meinen eigenen Kompositionen immer wieder Spuren dieser Auseinandersetzung mit dem „Fremden“. In meiner Playlist gibt es einige Schlaglichter auf meinen Erfahrungshorizont, es werden aber bei weitem nicht alle Facetten ausgeleuchtet!“
   
   Trackliste
   1. Maurice Ravel „Chansons madécasses“
   2. Olivier Messiaen „Quatuor pour la Fin du Temps“
   3. The Beatles „A Day in the Life“
   4. Bernd Alois Zimmermann „Stille und Umkehr“
   5. Franz Schubert „Streichquintett C-Dur“
   6. Alban Berg „Violinkonzert“
   7. Johannes Brahms Trio Es-Dur op. 40
   8. Igor Stravinsky „Le Sacre du Printemps“
   9. Mísia „Noite“
   10. Gerhard Müller-Hornbach „Fünf Gesänge der Schirin“
   
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4. PLAYLIST #4 / Nursalim Yadi Anugerah 
   Es folgt die Playlist von Nursalim Yadi Anugerah. Der Komponist und Multiinstrumentalist steuerte das Werk Lawing zur Ausstellung bei, in dem er sich mit der traditionellen Mundorgel Kadedek und der Entwaldung in West-Kalimantan (Borneo), Indonesien auseinandersetzt. Zusammen mit seinem Lehrer Abang Bunau besuchte er im Mai 2024 das Museum und führte Lawing live auf. Hier versammelt er einige für ihn prägende Klänge und Musiken. Einen Bericht über Bunaus und Yadis Aufenthalt in Frankfurt können Sie hier lesen.
   
   
   „Als ich sieben Jahre alt war, war ich von einer Kassette mit Iwan Fals und seiner Band fasziniert (ihr findet sie im ersten Lied), mit einem sehr seltsamen Klang und kraftvollen Texten über soziale und politische Themen während des New-Order-Regimes in Indonesien – ungewöhnlich für mein Alter, diesen Stil zu mögen. Das erweckte in mir den Wunsch, Gitarre zu lernen. Während meiner Schulzeit schloss ich mich einer Theatergruppe als musikalischer Leiter und Komponist an. Seit dieser Zeit ist es für mich ein großartiges Erlebnis, mich in die vielen Möglichkeiten und Wege des Zuhörens, Spielens und Musizierens mit Theaterstücken, die auf sozialen und politischen Themen in Indonesien basieren, zu vertiefen und sie an lokale Gegebenheiten anzupassen. Dadurch habe ich mehr über die lokalen Eigenheiten gelernt – die traditionelle Identität in der lokalen Musik – als ich sie während meines Studiums an der Universität über das kulturelle Erbe von Meistern und Archiven erlernte. In dieser Phase habe ich verschiedene Musikrichtungen kennengelernt und gehört: von der minimalistischen bis zur progressiven, komplexen oder sogar populären Musik. Ich kann in dieser Playlist nicht alle abdecken. Es sind einige Musikstücke aus der Vergangenheit und der Gegenwart enthalten, die wichtig und inspirierend sind und (oder) mit meiner Tätigkeit als Künstler und Mensch zu tun haben. Ich hoffe, sie gefallen euch!“
   
   1. Iwan Fals & Swami - Kuda Lumping
   2. Terry Riley - A rainbow in Curved Air
   3. Êde People - Ai Rei
   4. Tipung Jawe’ and Singers of Desa Datah Diaan - Dayung Kiaan
   5. Thongchan Sornchai - Khaen Solo compilation
   6. Pauline Oliveros - Horse Sing from Cloud; Rattlesnake Mountain
   7. Maurice Ravel - String Quartet No. 1
   8. Julia Wolfe & Bang on a Can All-Starts - Reeling
   9. Kamilya Jubran & Werner Hasler - Wa
   10. Alva Noto, Ryuichi Sakamoto & Ensemble Modern - Utp_
   11. Kaija Saariaho - Laterna Magica
   12. Nursalim Yadi Anugerah - Doa dari Tanah (with Rewild project)
   
   
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5. PLAYLIST #5 / Alain Lecante
   Als nächstes präsentieren wir Ihnen die Playlist von Alain Lecante. Der Musikproduzent betreibt das Musiklabel Mangrove Productions in Nouméa, Neukaledonien. Er produzierte auch den Song Taaru der Band Bwanjep, die in der Ausstellung "Klangquellen. Everything is music!" zu hören ist. In seiner Playlist gibt er eine Einführung in sein Oeuvre und die Kaneka-Musik. Mehr zu den Hintergründen der Kaneka-Musik und -Bewegung lesen Sie im Interview mit Alain Lecante in Ausgabe 10 der Weltkulturen News.
   
   1 . CADA - Marip O’n
   CADA ist eine Band aus Hienghène, einer lebhaften Stadt, die der Kaneka-Musik viele Künstler beschert hat. Dieser Song hat eine starke Message über Buschfeuer, die unsere Wälder zerstören. Der Videoclip wurde in der Nähe von Hienghène und an einem Wasserfall gedreht. https://youtu.be/AK_us4rZv5c?si=XdJqyZOUE_fk6d4T
   
   2. EDOU – Alozaue
   EDOU ist eine Ikone von der Insel Lifou in Neukaledonien, seit langem Teil des Plattenlabels Mangrove und einer der erfolgreichsten Künstler. Und außerdem ist er Botschafter der Kanak-Kultur und der Kaneka-Musik. Dieses Lied war ursprünglich ein Wiegenlied und ist mittlerweile ein Klassiker.
   
   3. HURERE - Gärhon
   HURERE ist eine weitere Gruppe aus Hienghène, an der Ostküste von Neukaledonien, die diesen Song erstmals 1994 aufgenommen hat. Das hier ist die Version von 2018, die ihm noch mehr Kraft verleiht.
   
   4. GUREJELE - Waipeipegu
   Die Band GUREJELE von der Insel Maré hat drei Alben veröffentlicht und trennte sich im Jahr 2001. Aber die Popularität ihrer Lieder ist im ganzen Pazifikraum immer noch ungebrochen (in den letzten Jahren der meistgestreamte Kanak-Artist auf dem Mangrove-Label), denn einige ihrer Lieder sind inzwischen Klassiker im melanesischen Raum. Dieses Lied war ein großer Hit und wurde von einigen anderen Künstlern gecovert.
   
   5. HYARISON - Souan
   HYARISON, ebenfalls aus Hienghène, gehört zur neuen Generation von Kaneka-Künstlern und ist in den letzten Jahren im Land sehr beliebt geworden. Sehr starke positive Texte und gut ausgefeilte Melodien sind sein Markenzeichen. Er ist auch Teil der Band Cada.
   
   6. SADRO – La ke inu?
   SADRO hat seine Wurzeln auf der Insel Maré und gehört zu der „neuen Welle“ von Kaneka-Bands. Sie schaffen die schönen Melodien und Harmonien, die den berühmten „Nengone“-Sound ausmachen, den jeder im Land kennt. Nengone ist sowohl der Name der Insel Maré als auch der Name ihrer Sprache.
   
   7. YELO - Atem 
   Wahrscheinlich das schönste Lied der letzten Jahre. Der Bandleader von YELO, der auf der Insel Maré lebt, singt über seine vor ein paar Jahren verstorbene Mutter und es gelingt ihm, dass jeder den Text versteht, auch ohne die Sprache Nengone zu können! Das Video ist auch sehenswert, weil es die Schönheit der Insel zeigt. https://youtu.be/rgbLPPiOu_c?si=kIqsuk-B7-GOQ7uH
   
   8. BWANJEP - Dalik
   BWANJEP sind die „Veteranen“ der Kaneka-Musik. Sie waren die ersten, die die traditionellen Rhythmen und die Percussion in die Kaneka-Musik eingebaut haben.  Sie kommen aus einem Dorf in der Nähe von Hienghène in den Bergen und dieser Track ist von den „mystischen“ Stimmungen dort draußen inspiriert!
   
   9. SUMAELE – Goremohangai
   Auch SUMAELE kommt aus Maré und ist ein Familienunternehmen. Die Band besteht aus Brüdern und ihren Frauen, die diese erstaunlichen Harmonien singen. In diesem Lied geht es um ihren Clan und ihr traditionelles Häuptlingssystem.  
   
   10. VAMALEY – Thai vi kaneka
   VAMALEY sind wie BWANJEP „Veteranen“ der Kaneka-Musik und für ihren legendären Mundharmonika-Sound bekannt. Dieses Lied war 1993 der erste Kaneka-Hit und diese Version findet sich auf einem in Paris aufgenommenen Live-Album.
   
   Hier kommen Sie zur Playlist auf Spotify.

Übrigens: Falls Sie ebenfalls Interesse haben, können Sie einen Klangrundgang auf YouTube durch unsere bilingualen Zeitung WELTKULTUREN NEWS machen!