VON DER FARBENPRACHT DES FEDERKLEIDS
Einblicke in die Reinigung von Federn.
Von Mareike Mehlis und Kristina Werner, Restauratorinnen am Weltkulturen Museum
Federn zählen zu den vielfältigsten und farbenfrohsten Materialien, die unsere Natur hervorgebracht hat. Sie weisen nicht nur ein breites Farbspektrum auf, sondern können auch schillernde Wirkungen erzeugen. Dabei wird zwischen vier verschiedenen Arten von Farben und ihrer chemischen Stabilität unterschieden, deren richtige Zuordnung für die Restaurierung von Federn wichtig ist. Sie spielt z.B. bei der Reinigung eine zentrale Rolle, da instabile Farben empfindlich auf die Anwendung von Lösemitteln wie Ethanol reagieren und herausgelöst werden können.
Armschmuck. Tukan-Federn, Affenhaar, Frucht, Käferflügel. Aus der kulturellen Produktion der Tukano-Gruppe, Brasilien/Kolumbien. Gesammelt von Lothar Peterson vor 1959. Sammlung Weltkulturen Museum
An erster Stelle sind die Pigmentfarben zu nennen, bei denen drei verschiedene Arten von biologischen Pigmenten (Biochromen) im Keratin der Federn eingelagert werden: Melanine erzeugen dabei braune bis schwarze und Porphyrine verschiedene bunte Farbtöne. Beide Pigmentarten werden von den Vögeln selbst gebildet und gelten unter Restaurator*innen als stabil. Carotinoide hingegen werden über die Nahrung aufgenommen, lassen gelbe bis rote Farbtöne entstehen und sind nicht lösemittelstabil. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist die rosa Farbe der Flamingos.
Die zweite Art sind Strukturfarben (Schemochrome), die auf physikalischem Wege erzeugt werden und daher sehr stabil sind. Sie entstehen durch unterschiedliche Lichtbrechungen auf strukturierten Oberflächen mancher Federn, sodass es zu irisierenden Farbeindrücken kommt.
Restauratorin Kristina Werner bei der Reinigung von Federn
Eine Kombination aus Pigment- und Strukturfarben bildet den dritten Typ, der zum Beispiel für das blau schillernde Gefieder des Eisvogels verantwortlich ist. Als Letztes sind die Haftfarben zu nennen, die durch den äußeren Auftrag von Pigmenten entstehen. Diese Beobachtung lässt sich unter anderem bei den rostfarbenen Federn des Bartgeiers machen. Deren Farbe wird vom roten Eisenoxid gebildet, das in den Felshöhlen und -spalten seines Lebensraumes vorkommt. Haftfarben sind größtenteils nicht fest mit der Feder verbunden und können dementsprechend bei einer Feuchtreinigung herausgelöst werden.
Für die aktuelle Ausstellung wurden die meisten der gezeigten Federobjekte gereinigt, um Staub und andere Verschmutzungen aus der Federstruktur zu entfernen. Hierbei wurde in einem ersten Schritt der aufliegende Schmutz mit trockenen Pinseln und einem Staubsauger abgenommen.
Im Anschluss fand bei den Federn mit stabilen Farben eine Feuchtreinigung mit Lösemitteln statt, um anhaftenden Schmutz herauszulösen und die Farbintensität der Federn zu erhöhen. Jede einzelne Feder wurde dabei mit einem Stück Löschkarton unterlegt und ein lösemittelgetränkter Pinsel wiederholend in Wuchsrichtung über die Federn geführt. Schmutz und überschüssige Feuchtigkeit wurden direkt vom Löschkarton aufgenommen. Die noch feuchten Federn wurden danach sofort trockengeföhnt, denn nur so erhalten sie wieder ihren ursprünglichen Charakter. Abschließend konnten auch die ausgefransten Federfahnen wieder korrekt ausgerichtet werden, indem die getrennten Bogen- und Hakenstrahlen vorsichtig durch Streichen zwischen Daumen und Zeigefinger wieder miteinander verbunden wurden.
Die Federn in der Ausstellung „healing. Leben im Gleichgewicht“ erfuhren in dem Sinne durch die Restaurierung ein healing, wobei sie einen Teil ihrer ursprünglichen Pracht zurückerhalten haben.
Bio
Mareike Mehlis, Restauratorin, hat an der Staatliche Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart „Konservierung und Restaurierung von archäologischen, ethnologischen und kunsthandwerklichen Objekten“ studiert und schloss mit dem Diplom ab. Kristina Werner, Restauratorin, hat am Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft der TH Köln „Restaurierung und Konservierung von Objekten aus Holz und Werkstoffen der Moderne“ studiert und schloss mit dem Master ab.
Der Artikel erschien in der Weltkulturen News #7 / Power. Abonnieren Sie hier kostenfrei ihre Weltkulturen News.
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