NACHRUF

09.03.2021

Wir trauern um Meinhard Schuster, der am 04.03.2021 in Basel verstarb.

Wir schätzten ihn als Ethnologen, akademischen Lehrer, Sammler und Kollegen. Er war uns gerade während der Vorbereitungen für das nächste Projekt so nahe: In der Ausstellung „GRÜNER HIMMEL, BLAUES GRAS. Farben ordnen Welten“ werden einige von ihm gesammelte Objekte zu sehen sein.

Für das Weltkulturen Museum sammelten Meinhard Schuster und Otto Zerries 1954/55 im Verlauf eines langen Forschungsaufenthaltes in Venezuela fast 1.000 Objekte von Yanomami und deren Untergruppen. Die Sammlung wurde gut dokumentiert und publiziert. Während der Forschungsreise 1961 entlang des Sepik in Papua-Neuguinea erwarben Meinhard Schuster und Eike Haberland mehr als 4000 Objekte für die Frankfurter Sammlung. Als Professor für Ethnologie an der Universität Basel rief er ein großes Projekt zur Erforschung der Bevölkerung am Sepik ins Leben. Er schickte zahlreiche akademische Schüler*innen ins Feld, in deren Publikationen auch der Hintergrund der Frankfurter Sepik-Sammlung dokumentiert ist. Als das Weltkulturen Museum 1987 in der Kunsthalle Schirn in einer großen Ausstellung die Frankfurter Neuguinea-Bestände präsentierte, waren es Meinhard Schuster, seine Frau Gisela Schuster und viele seiner inzwischen in der Ethnologie bekannten Schüler*innen, die sich mit Konzepten, Texten und Katalogbeiträgen beteiligten. 

Außerdem entstand während der Aufenthalte eine Reihe von Filmen, die das Institut für den Wissenschaftlichen Film (IWF) in Göttingen publizierte. Meinhard Schuster verfasste dazu viele der erklärenden Filmhefte. Auch diese Filme sind Teil der Sammlung des Weltkulturen Museums.

Über viele Jahrzehnte war Meinhard Schuster dem Weltkulturen Museum freundschaftlich verbunden und beteiligte sich immer wieder an Ausstellungen, Projekten und Vortragsreihen. Dabei überzeugte er durch Wissen, Bescheidenheit und zugewandte Herzlichkeit. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie und seinen Freunden. Für uns lebt er in seinen Sammlungen und seinen Schriften weiter.


  1. Kurzbiografie

    Geb. 17.05. 1930 in Offenbach am Main

    1948 Studium der Ethnologie, Kunstgeschichte und Klassische Archäologie, später Vorgeschichte, in Frankfurt

    1954/55 erste Feldforschung bei den Yanomami in Venezuela als studentischer Mitarbeiter von Otto Zerries

    1956 Promotion über indonesische Kopfjagd 1958 Assistentenstelle am Frobenius-Institut

    1961 Expedition an den Sepik (Papua-Neuguinea) mit Eike Haberland, Sammelreise für das Weltkulturen Museum im Auftrag der Stadt Frankfurt

    1965 Leiter der Ozeanien-Abteilung  am Museum für Völkerkunde (heute Museum der Kulturen) Basel

    1968 Habilitation

    1970-2000 ordentlicher Professor für Ethnologie und Leiter des Instituts für Ethnologie der Universität Basel Verstorben

    04.03.2021 Basel, Schweiz