Constantin Brâncusi.
Constantin Brâncusi (1876–1957), einer der einflussreichsten Bildhauer des 20. Jahrhunderts, war zugleich ein bedeutender Fotograf: Er nutzte die Lichtbildkunst zur Dokumentation seiner Arbeit, sah in ihr jedoch darüber hinaus ein Gestaltungsmittel von eigenem Reiz.
So bieten die 30 Aufnahmen aus dem Bestand des Pariser Centre Georges Pompidou, die im Frankfurter Museum der Weltkulturen präsentiert werden, Einblicke in sein Werk und die Entstehung seiner Skulpturen im Atelier, behaupten sich aber auch als Bilder von hohem ästhetischen Rang. Die modernen technischen Möglichkeiten faszinierten den Künstler. Wie kann man die Zeit als solche wiedergeben? Wie lassen sich Dynamik, Prozesse, Abläufe, Übergänge zum Ausdruck bringen? Diese Fragen stellten sich sowohl der avantgardistischen Bildhauerei nach 1900 als auch der damals noch jungen Lichtbildkunst.
Afrikanische und prähistorische Kunst inspirierten Brâncusi, der gleichwohl mit seinen Ideen tief im europäischen Denken wurzelte. Als Prinzipien der Moderne erkannte er unter anderem Bewegung, Beschleunigung, Geschwindigkeit. So suggerieren die glatten Oberflächen seiner dreidimensionalen Objekte eine Auflösung der Materie, erzeugen die Anmutung des Peripheren, Vorübergehenden, Ungreifbaren. „Vogel“ oder „Fisch“, die den Ausstellungsbesuchern auf den Fotografien begegnen, mutierten zur reinen Form: Es ist das Gestalt gewordene Durchschwimmen des Wassers, der Gestalt gewordene Flug durch die Lüfte.
Brâncusi war an der Reduktion der wahrnehmbaren Welt auf das Wesentliche, an der Rückführung komplexer organischer Gestalten auf Urformen wie das Ei interessiert. Dass sich mit der Aneinanderreihung einfacher Elemente das Thema Unendlichkeit behandeln lässt, zeigt die in mehreren Ausführungen vorhandene „Endlose Säule“.
Eine monumentale, aus 16 metallenen Rhomben bestehende Version dieser Säule vollendete der Künstler 1938 im westrumänischen Târgu Jiu als Teil eines Mahnmals für die Opfer des Ersten Weltkriegs.
Diese Ausstellung ist Teil der KULTURTAGE der Europäischen Zentralbank – Rumänien 2009. Die KULTURTAGE präsentieren jedes Jahr die kulturelle Vielfalt eines Mitgliedslandes der
Europäischen Union.