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ZEIG MIR, WOHER DU KOMMST

Kinder zeichnen Heimat, Flucht und Träume

Seit September 2015 malt der Künstler Dieter Mammel mit geflüchteten Kindern in zwei Berliner Erstaufnahmeeinrichtungen. Es war seine Begegnung mit ersten Geflüchteten auf der Insel Kos im August 2015, vor allem aber seine eigene Familiengeschichte, die ihn dazu bewegten. Mit der Geschichte seiner Großeltern und Eltern, die im Zweiten Weltkrieg vom Balkan nach Deutschland flüchteten, gab er den Kindern den Anstoß, sich selbst zu artikulieren. Das Zeichnen und Malen war für beide Seiten eine Möglichkeit, auch über Sprachgrenzen hinweg intensiv miteinander zu kommunizieren. Entstanden sind eindrucksvolle persönliche Zeichnungen und Gemeinschaftsbilder der 5- bis 15- Jährigen. Sie berichten von ihrer Heimat in Syrien, im Irak und in Afghanistan, von ihrem Weg nach Deutschland und ihren ersten Eindrücken vor Ort. Aus Kindersicht erzählen sie von Panzereinsätzen und Bombardierungen, von gefährlichen Bootsüberfahrten, bewachten Grenzen und Angst – aber auch von Freundschaft, Zukunftserwartungen und Lebensträumen.

Im Haus am Waldsee, einem Ort für internationale Gegenwartskunst in Berlin, stellte Dieter Mammel sein Projekt zusammen mit der Leiterin Katja Blomberg erstmals der Öffentlichkeit vor. Danach wurde es im Berliner Dom präsentiert.

Im Frankfurter Weltkulturen Museum ist nun eine umfangreiche Auswahl von über 50 großformatigen Werken zu sehen, gruppiert in die drei großen Themen Heimat, Flucht und Ankunft in Deutschland. Eine Werkreihe berichtet von Herkunft, Krieg und dem Wunsch nach Frieden, eine andere von der Flucht nach Deutschland. Weitere Bilder erzählen von ersten Eindrücken in Deutschland, aber auch von Wünschen und Träumen und dem Blick in die Zukunft. Die Werke werden durch Gemälde und Rauminstallationen des Künstlers Dieter Mammel ergänzt. In dem begleitenden Film „Erzähl mir, woher Du kommst“ produziert mit Matthias Grübel sprechen Kinder über ihre Arbeiten. Ihre Zeichnungen helfen ihnen, über ihre Erfahrungen zu reden. Auch ihre Körpersprache verrät, wie sehr die Erinnerungen und Hoffnungen in ihnen arbeiten.

Für das Weltkulturen Museum ist die Präsentation dieses Projektes auch ein Experiment: Wie flexibel kann ein Museum auf aktuelle sensible Themen reagieren? Welche Erwartungen kann es dabei überhaupt erfüllen? Wie sind die Reaktionen der Besucher und welche Debatten werden angestoßen? Wir laden Sie ein, diese Fragen im Rahmen des Begleitprogrammes mit uns zu diskutieren.

Leihgeber: Stephanie und Wolfgang Bohn, Dieter Mammel über Galerie Hübner+Hübner Frankfurt.

Begleitpublikation
Anlässlich der Ausstellung erscheint eine Begleitpublikation mit zahlreichen Abbildungen in deutscher und englischer Sprache. Unterstützt durch die Strothoff International School und Beate und Dr. Daniel  Schmid, die Firmen Imtradex  und Karl Kolb, Bettina und Franz Otto, Katja und Axel König, Ulrike und Peter Thoma.

Weltkulturen Museum, Schaumainkai 29