Zurück zur Übersicht-
Sebastian Katuk, 2019: Kinin Kumnya. Avim, Oberer Korewori, Neuguinea. Acryl auf Papier. Gesammelt von Tomi Bartole, 2019. Sammlung Weltkulturen Museum
-
Sagopalmblattscheide mit dem Motiv Kinin Kumnya (‚Mutter der Fische‘). Avim, Oberer Korewori, Neuguinea. Gesammelt von Eike Haberland, 1961. Sammlung Weltkulturen Museum. Foto: Wolfgang Günzel
-
Sebastian Katuk, 2019: Kinin Kumnya I. Avim, Oberer Korewori, Neuguinea. Acryl auf Papier. Gesammelt von Tomi Bartole, 2019. Sammlung Weltkulturen Museum
-
Christian Kmbsa, 2019: Kinin Kumnya 3. Avim, Oberer Korewori, Neuguinea. Acryl auf Papier. Gesammelt von Tomi Bartole, 2019. Sammlung Weltkulturen Museum
-
Diese Malerei ist Teil der Wandverkleidung eines Männerhauses. Das Motiv Kinin Kumnya (‚Mutter der Fische‘) wurde mit rötlicher, schwarzer und weißer Farbe auf eine Sagoblattscheide gemalt. Es verweist auf einen Mythos über den Ursprung aller Fische. Avim, Oberer Korewori, Neuguinea. Gesammelt von Eike Haberland, Sepik-Expedition, 1961. Sammlung Weltkulturen Museum. Foto: Wolfgang Günzel
-
Die zeitgenössische Malerei von Andrias Aimo zeigt Etoka Enunga, einen Geist, der sowohl in Waffen als auch in Schlitztrommeln lebt. Wird dieses Motiv auf Pfeile aufgetragen, so sollen diese weiter fliegen und eine höhere Durchschlagskraft erhalten. Wird es auf Schlitztrommeln gemalt, so werden diese über weite Entfernungen hörbar und wirkmächtig bei der Jagd. Andrias Aimo, 2019: Etoka Enunga. Acryl auf Papier. Avim, Oberer Korewori, Neuguinea. Gesammelt von Tomi Bartole, 2019. Sammlung Weltkulturen Museum.
-
Auch dieses Triptychon, auf drei zusammengefügte Sagoblattscheiden gemalt, stammt aus der Innenverkleidung des Männerhauses aus Avim. Es zeigt das Motiv Tokopai (‚die Schale der Schöpfung‘). Im Mythos füllte der Kulturheros Api diese mit seinem Penisblut, wonach ihr Menschen und Geister entstiegen. Während der männlichen Initiation bzw. Beschneidung wurde das Blut in der Schale aufgefangen, mit Sago vermischt und verspeist. Avim, Oberer Korewori, Neuguinea. Gesammelt von Eike Haberland, Sepik-Expedition, 1961. Sammlung Weltkulturen Museum. Foto: Wolfgang Günzel
-
Ausstellungsansicht „Grüner Himmel, Blaues Gras. Farben ordnen Welten", Weltkulturen Museum 2021, Foto: Wolfgang Günzel
-
Eine Malerei entsteht. Avim, Oberer Korewori, Papua-Neuguinea. Foto und Dokumentation Tomi Bartole, 2019
-
Eine Malerei entsteht. Avim, Oberer Korewori, Papua-Neuguinea. Foto und Dokumentation Tomi Bartole, 2019
-
Eine Malerei entsteht. Avim, Oberer Korewori, Papua-Neuguinea. Foto und Dokumentation Tomi Bartole, 2019
Malerei der Avim, Papua-Neuguinea
Ankaufsprojekt des Ozeanien-Kustos Matthias Claudius Hofmann
Im Jahr 2019 reiste der Ethnologe Tomi Bartole in das Dorf Avim in der Provinz East Sepik in Papua-Neuguinea. Nachdem er sich dort bereits 2013–2014 für eine ethnologische Feldforschung aufgehalten hatte, wollte er seine Forschungen zu Politik und Religion vertiefen. Als neuer Schwerpunkt kam die Auseinandersetzung mit Kunst hinzu: Bartole kehrte mit 18 Acrylmalereien auf Papier, die er bei elf Künstlern vor Ort in Auftrag gegeben hatte, nach Europa zurück.
Mehrere dieser Werke sind derzeit in der Ausstellung „GRÜNER HIMMEL, BLAUES GRAS. Farben ordnen Welten.“ zu sehen – gemeinsam mit Sago-Palmblattmalereien aus der Sammlung des Weltkulturen Museums, die Eike Haberland bereits 1961 in Avim sammelte. Diese Malereien auf Palmblattscheide dienten der Ausgestaltung des Männerhauses und sind eindrucksvolles Zeugnis einer Kunsttradition außerhalb einer europäischen Kunstgeschichte.
Doch noch mehr verbindet beide Sammlungen: Fotos der historischen Malereien auf Palmblattscheide fanden bereits 2011 ihren Weg von Frankfurt nach Avim und waren dort Vorlagen für den gemeinsamen Arbeitsprozesses, aus dem die 18 neuen Gemälde hervorgingen.
Einer der Künstler, Fidelis Apot, hatte als junger Mann bereits Bilder aus der Sammlung von 1961 gemalt und war auch 2019 als letzter noch lebender Künstler von damals wieder an den gemeinsamen Arbeiten beteiligt.
Diese neuen Malereien zeigen mythische Motive und werden zugleich selbst als Geister angesehen. Die Avim-Männer malten die mythischen Motive ihrer Väter – mit Acrylfarben und auf Papier. Durch die Malerei und deren wirkmächtigen Farben geben die Avim so ihr sakrales Wissen an die nächste Generation weiter. Die Werke machen sichtbar, dass trotz jahrzehntelanger Missionierung und kulturellen Wandels die ästhetischen Konzepte und mythischen Motive der vorchristlichen Zeit noch immer bewahrt werden und in den Malereien der Avim bildgewaltigen Ausdruck erfahren. Obgleich Acrylfarbe und Papier die Naturfarben und Sagopalmblattscheiden ersetzen, leben Geister und Mythen in den Malereien und Farben fort.
Namen der Künstler: Andrias Aimo, Vincent Apiak, Fidelis Apot, Peter Asikim, Eddie Katuk, Sebastian Katuk, Stanley Kayama, Christian Kmbsa, Conny Tapain, Nelson Tatambi, Justine Waipo
Tomi Bartole im Interview mit den Weltkulturen News.
Mehr über den Hintergrund der Ankäufe hier.