Ta Moko. Tatauierte Lebenswege der Maori
Die Ausstellung "Ta Moko. Tatauierte Lebenswege der Maori" würdigt am Beispiel Neuseelands die zeitgenössische Praxis des Tatauierens in Ozeanien. Zu den herausragenden Kulturleistungen der indigenen Bevölkerung des Landes, der Maori, zählte bis ins frühe 20. Jahrhundert neben der Schnitzkunst die Tatauierung.
Im Zuge der Missionierung sowie der Annexion Neuseelands durch Großbritannien im 19. Jahrhundert wurde die traditionelle Körperkunst Ta Moko jedoch als "Schrift des Teufels" verbannt und verschwand allmählich. Mit ca. 15% der Gesamtbevölkerung Neuseelands stellen die Maori heute eine Minderheit im eigenen Lande dar, die nachhaltig und erfolgreich für die Anerkennung ihrer kulturellen Identität und politischen Rechte eintritt. Als Ausdruck dieses neuen Selbstbewusstseins lassen sich mehr und mehr Maori wieder auf traditionelle Art und Weise tatauieren.
Die Fotografien und Texte der Ausstellung "Ta Moko" erzählen die Geschichten von sechs Maori, deren bewegte Lebenswege in ihre Haut eingeschrieben sind. Wichtige Lebensstationen sind durch westliche Tattoos und traditionelle Tatauierungen dokumentiert.
Mit 16 großformatigen Schwarz-Weiß-Fotografien und biografischen Texten spürt der Fotograf Arno Gasteiger den individuellen Beweggründen der Porträtierten für ihre Tatauierung nach. Er suchte dabei den direkten Lebensbezug von Ta Moko und modernen Tattoos zu erarbeiten. Dazu fotografierte er Menschen, deren Vergangenheit oft im kriminellen Milieu angesiedelt war. Menschen, die durch eine radikale Lebensveränderung zu angesehenen Mitgliedern der neuseeländischen Gesellschaft wurden und heute führende Positionen bekleiden. Viele zunächst in Gefängnissen illegal beigebrachte Tattoos wurden in späteren Lebensphasen durch moko überdeckt und erweitert.
Die Selbstfindung der portraitierten Maori äußert sich vor allem in den traditionellen Tatauierungen als wichtigem Bestandteil ihres kulturellen Erbes. Heutige Tatauiermeister "schlagen" zum einen die traditionellen Muster mit scharfen Knochenklingen in die Haut, zum anderen "stechen" sie moderne Designs, die direkten Bezug zum Leben der jeweiligen Personen haben.
Der Fotograf Arno Gasteiger wurde 1962 in Innsbruck geboren. Nach seiner Ausbildung wanderte er 1988 nach Neuseeland aus, wo er sich rasch als führender Fotograf für das New Zealand Geographic Magazine etablierte. In über 60 Aufträgen für diese Zeitschrift hatte er Gelegenheit, Neuseeland, den Südpazifik und Australien kennen zu lernen. Seine Erfahrungen trugen ihm Aufträge für weitere Zeitschriften wie GEO, Merian, Der Spiegel, The Smithsonian, brand eins und The New York Times Magazine ein. Seit einigen Jahren widmet er einen Teil seiner Arbeit auch der Verwirklichung von Buchprojekten. Gasteigers Fotografien wurden mit mehreren Preisen ausgezeichnet. 1995 wurde er u.a. zum "Cathay Pacific Photographer of the Year" ernannt und 1997 zum "American Express Photographer of the Year". Sein Bildband Central über Zentral-Otago auf der Südinsel Neuseelands erhielt 2004 den renommierten "Montana Book Award".