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Erforschung der Provenienz von Objekten aus Benin

Im Fokus des vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderten Forschungsvorhabens stehen Objekte aus dem Königreich Benin (Nigeria), die sich in der Sammlung des Weltkulturen Museums in Frankfurt befinden.
Das 6-monatige Projekt zielt darauf ab, die Provenienz dieser Objekte genauer zu untersuchen und die unterschiedlichen Erwerbsumstände zu rekonstruieren. Insbesondere wird versucht zu klären, ob und welche Objekte im Kontext der britischen „Strafexpedition“ 1897 nach Europa und schließlich in das damalige Völkermuseum gelangten.


Figur eines Hahns. Benin Reich, Nigeria. 46,5 cm. Vorbesitzer William Ockelford Oldman. Sammlung Weltkulturen Museum. Foto Wolfgang Günzel

Von ca. 14.000 Objekten aus Afrika wurden im Frankfurter Museum 57 mit dem geographischen Bezug „Königtum Benin, Nigeria“ inventarisiert. Zwar wurden Teile dieses Konvoluts von Benin-Objekten in verschiedenen Ausstellungen und Publikationen präsentiert, doch wurden ihre Erwerbskontexte bislang kaum thematisiert. Die Erforschung der Objektgeschichten wurde und wird auch durch die Geschichte des Museums erschwert: Die Sammlungen des Weltkulturen Museum gehen zurück auf Bestände der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft, die 1817 gegründet wurde. Teile ihrer Sammlung wurden 1877 an das Historische Museum übergeben, dass die Ethnographica an das 1904 neu gegründete Städtische Völkermuseum übergab. Dieses war von zahlreichen Umzügen sowie von mehreren Bombenangriffen während des Zweiten Weltkriegs betroffen. Von 1924 bis 1969 war das Museum mit dem Frobenius-Institut (damals Forschungsinstitut für Kulturmorphologie) verbunden. Seit 1973 hat das Museum in der Villa am Schaumainkai 29 einen dauerhaften Ort gefunden, wo Teile seiner Sammlungen ausgestellt werden. Insgesamt ist die Quellenlage zu den Objekten durch den großen Verlust des hauseigenen Dokumentenarchivs während der Bombardierung Frankfurts im Zweiten Weltkrieg sehr eingeschränkt. Die noch vorhandenen Archivunterlagen des Museums enthalten darüber hinaus nur wenige Details, wie die Benin-Objekte in die Sammlung gelangten. 



Zeremonialschwert ‚eben‘. Benin Reich, Nigeria. 97 cm. Vorbesitzer William Ockelford Oldman. Sammlung Weltkulturen Museum. Foto Wolfgang Günzel

Um möglichst umfassende Ergebnisse zu erzielen, ist es nötig, auch in anderen Museen und Archiven Dokumente über die Vorbesitzer*innen und deren Erwerbspraktiken zu recherchieren und die Sammlungsobjekte des Weltkulturen Museums mit Objekten anderer Institutionen zu vergleichen.
Diese Forschung wird von der Kulturwissenschaftlerin Audrey Peraldi im Auftrag des Weltkulturen Museums durchgeführt. Die Ergebnisse sollen als Ausgangspunkt für den vertiefenden Austausch mit nigerianischen Partner*innen dienen und politische Verhandlungen auf Stadt- und Bundesebene ermöglichen. 



HIER GEHT ES ZUR AUSSTELLUNG



Als selbstständige Dipl. Kulturwissenschaftlerin hat sich Audrey Peraldi auf afrikanische Kunst spezialisiert. Seit 2009 arbeitet sie in Museen, Galerien, Auktionshäusern, Kunstzentren, bei Forscher*innen und Künstler*innen in Europa, der Schweiz und in Afrika. Als Autorin hat sie verschiedene Artikel über Museen für außereuropäische Kulturen, über die Rückgabe von Kulturgütern an Afrika und über Kunst aus Nigeria verfasst. Sie hat eine Datenbank mit Informationen zu mehr als 1.500 Objekten aus dem Reich Benin in europäischen Museen erstellt. Im Museum Fünf Kontinente, München, befasste Peraldi sich mit der Provenienzforschung zur Benin-Sammlungen des Museums. Seit Juni 2022 und im Rahmen eines Projekts des Deutschen Zentrums für Kulturgutverluste wurde sie von Weltkulturen Museum beauftragt die Erwerbsumstände der Benin-Sammlung zu erforschen.