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Brô MC´s und Wera MC, Brasilien

Die Guaraní Rapper waren im Mai 2018 zur Nacht der Museen und Live Konzerten im Weltkulturen Museum.

Brô MC´s
Bruno Veron begann bereits 2006 als Schüler zu rappen, 2008 gründete er mit seinem Bruder Clemerson sowie den beiden Brüdern Charlie und Kelvin Peixoto die Brô MC’s. Der Name bezieht sich darauf, dass sie zwei Brüderpaare sind. Ihr Anliegen ist es, durch das Medium Hip Hop die Aufmerksamkeit auch der nichtindigenen Bevölkerung auf die Lage der Guaraní zu lenken, mit Stereotypen aufzuräumen und mit der Nationalgesellschaft in einen Dialog zu treten. Anfangs hatten sie mit Vorurteilen beiderseits zu kämpfen. Das nichtindigene Hip-Hop-Publikum sah es teilweise als unpassend, dass Indigene sich dieser Musik bedienten, die Dorfältesten sahen es auch nicht gerne, dass junge Leute diese Musik „der Anderen“ spielten, sodass sie anfangs sogar heimlich rappen mussten. Mittlerweile sind sie von beiden Seiten anerkannt und gelten in ihrem Dorf sogar als junge Anführer. Mit Higor Lobo, einem Rapper und Favela-Aktivisten aus der Stadt, haben sie einen Produzenten gefunden, über dessen Kanal sie hochwertige Musikvideos mit Untertiteln in Guaraní und Portugiesisch produzieren konnten.

Seit 2009 sind sie auch in Hip-Hop-Seminaren in ihrem Reservat aktiv, die das Ziel haben, anderen jungen Guaraní den Wert ihrer eigenen Kultur sowie eine Alternative zu Alkohol- und Drogensucht zu zeigen. Bruno Veron war 2016 auf Einladung von Nissan einer der Träger der Olympischen Fackel in Dourados, Mato Grosso do Sul. 2017 war ein Lied der Brô MC’s Teil des Soundtracks zum Film „Em Busca da Terra Sem Males“ (Auf der Suche nach dem Land ohne Übel), der im selben Jahr auf der Berlinale gezeigt wurde.

Mit dem Rap bedienen sie sich eines Formats, das international bei Gleichaltrigen Anerkennung findet. Besonders afro-brasilianische Rapper sind ihnen ein Vorbild. Es spricht sie an, dass im Rap meist junge Leute vom Rand der Gesellschaft, aus Ghettos, Slums und aus der Peripherie bestimmend sind. Wie diese wollen auch die Guaraní-Rapper mit eigener Stimme von ihrem Leben, von indigenen Angelegenheiten und von kulturellen Aspekten ihres Lebens berichten. Im neuen Format verschaffen sie sich Gehör im interkulturellen Dialog, singen gegen die gängige mediale Meinungsbildung über ihre Lebensumstände an. Denn darin dominieren die Perspektiven der Nationalgesellschaft, die in immer gleicher Weise über Landkonflikte und -vertreibung, Ermordungen lokaler indigener Führer, Selbstmorde unter jugendlichen Guaraní u. Ä. berichten und damit ein einseitiges Bild von der Lebenswirklichkeit von Guaraní erschaffen.

Wera MC

Das Dorf Tekoha Pyau liegt im kleinsten Reservat Brasiliens, zwischen dem Erholungsgebiet Pico do Jaraguá, das zunehmender Privatisierung unterliegt, und einer der größten Zubringerstraßen von São Paulo, der Rodovia dos Bandeirantes, ironischerweise nach den Sklavenjägern benannt, die die Guaraní ursprünglich aus diesem Gebiet vertrieben haben. Es gibt große Probleme durch Unfälle mit vorbeirasenden Autos, die Masse an ausgesetzten Hunden, die sich im Dorf ansiedeln, und den äußerst beschränkten Lebensraum (700 Menschen auf drei Hektar Land). Zwar ist das Gebiet seit 2015 offiziell indigenes Land (Terra Indígena), es kommt aber immer wieder zu Versuchen, die Guaraní mit Polzeigewalt zu vertreiben, da ein Hotelkomplex genau dort entstehen soll, wo sich ihre beiden Siedlungen befinden. Erfolgreiche Erweiterungen des Reservats wurden unter fadenscheinigen Begründungen rückgängig gemacht. Die Bewohner, besonders Kinder und Jugendliche, sind sowohl auf der Straße wie auch in Schulen und an Arbeitsplätzen starker Diskriminierung ausgesetzt.

Wera MC macht diese Situation zum Thema seiner Lieder: „Wir erzählen viel von unserer Realität. Viele Leute kommen hierher und haben Mitleid mit uns, wenn sie den Zustand von unserem Dorf sehen, der wirklich prekär ist. Wir wollen das ändern. Wir wollen, dass sie wissen dass unser Volk viel zu sagen hat, dass hier vieles passiert ist, das schlecht erklärt wurde. Wir sind hier um die Wahrheit zu sagen.”


Hier geht es zum Film