Raymond Sagapolutele, Ufitia Sagapolutele, Lyncia Muller, Natalia Ioane, Jeremiah Tauamiti und Samson Rambo, Neuseeland
“Tofa Si O’u Tina – Farewell to my Mother.” Künstlerbesuch und Tanzperformance während des Museumsuferfestes 2019
Zum Abschluss der Ausstellung „GREY IS THE NEW PINK. Momentaufnahmen des Alterns“ war der aus Neuseeland stammende samoanische Künstler Raymond Sagapolutele mit seiner Schwester Ufitia und den Tänzerinnen Lyncia Muller und Natalia Ioane sowie den Filmemachern Jeremiah Tauamiti und Samson Rambo im Weltkulturen Museum zu Gast. Während des Museumsuferfestes am Sonntag, den 25. August führten sie die Kunstperformance „Tofa Si O’u Tina – Farewell to my mother“ in den Ausstellungsräumen des Museums auf.
Die Kunstwerke und ihre Geschichte: „Siva Samoa“ und „Poly Swag“
In der Ausstellung „GREY IS THE NEW PINK - Momentaufnahmen des Alterns“ (25.10.2018 bis 01.09.2019) waren Raymond Sagapoluteles Fotoarbeiten „Siva Samoa“ und „Poly Swag“ zu sehen. Sie zeigen seine Mutter Ruta Sagapolute und seine Schwester Ufitia Sagapolutele beim Tanz. Die Werke reflektieren u. a. die Unterschiede zwischen traditionellem samoanischem Tanz und zeitgenössischer urbaner Tanzkultur von Samoanerinnen in der neuseeländischen Migration. Während die Mutter die traditionelle Form des Tanzes präsentiert, bezieht ihre Tochter Ufitia in „Poly Swag“ moderne aus dem Hip-Hop entlehnte Tanzelemente mit ein. Die Bilder dokumentieren die Wissensweitergabe innerhalb einer Familie, unterstreichen aber auch die eigene Interpretationsfreiheit der neuen Generation.
Darüber hinaus erhielt die Fotoarbeit noch eine stärkere persönliche Bedeutung für den Künstler und seine Familie, als Ruta Sangapolutele drei Monate nach Fertigstellung von „Siva Samoa“ verstarb. Die Arbeit ist daher auch als eine Hommage an seine Mutter zu verstehen.
„Das Altern ist nichts, vor dem wir uns fürchten. Unsere Älteren betrachten wir immer als eine Quelle von Wissen und Brauchtum und als lebendige Verbindung zu unseren Vorfahren und unserer Tradition“
Raymond Sagapolutele, 2018
Öffentliche Veranstaltungen
In der Woche vor dem Museumsuferfest bestand bereits die Möglichkeit, die Tänzerinnen Ufitia Sagapolutele, Lyncia Muller und Natalia Ioane in einem Workshop zu traditionellen und zeitgenössischen Formen des samoanischen Tanzes kennenzulernen und die Grundlagen des samoanischen Tanzes kennenzulernen.
Während des Museumsuferfestes am Samstag, den 24. August, berichtete der neuseeländisch-samoanische Fotokünstler Raymond Sagapolutele während eines Künstlergesprächs in der Ausstellung über seinen Schaffensprozess und gewährte den Besuchern Einblick über die persönliche Bedeutung seine Arbeiten „Siva Samoa“ und „Poly Swag“ für ihn und seine Familie. Anschließend stellte er gemeinsam mit Matthias Claudius Hofmann (Kustos Ozeanien) Objekte aus der Ozeanien-Sammlung in der Ausstellung vor.
Als besonderes Highlight des Museumsuferfestes im Weltkulturen Museum führten Raymond sowie Ufitia Sagapolutele, Lyncia Muller und Natalia Ioane am Sonntag den 25. August die Tanz-performance „Tofa Si O’u Tina – Farewell to my Mother“ auf. Für die zeremonielle Verabschiedung und Respektsbezeugung gegenüber ihrer Mutter Ruta Sagapolutele hatte Ufitia einen traditionellen samoanischen Tanz, einen „Siva Samoa“, choreographiert, den sie mit Elementen des zeitgenössischen Tanzes kombiniert und so in eine moderne Form übersetzt hatte.
Die Fotokunst des Bruders wurde in der Tanzdarbietung der Schwester zur Performance-Kunst. Das Erbe der Mutter wurde so von ihren Kindern künstlerisch aufgenommen und weiterentwickelt. Zudem wurden der Respekt gegenüber den Vorfahren und das Ringen um kulturelle Identität als Pacific Islander in der Diaspora in dieser zeremoniellen Tanzperformance zum Ausdruck gebracht.
„Dieses Projekt ist für mich die Vollendung eines Zyklus der mit dem Siva Samoa meiner Mutter begann und nun mit der Tanz-Performance meiner Schwester als eine Hommage an unsere Mutter und unser gemeinsames kulturelles Erbe durch Ufitias Weiterentwicklung des Tanzes unserer Mutter in einer zeitgenössischen Siva Samoa-Form endet“
Raymond Sagapolute, 2019
Dokumentarfilm und weitere kulturelle Veranstaltungen
Die beiden Filmemacher Jerry Tauamiti und Samson Rambo begleiteten Raymond Sangapolutele und die Tänzerinnen während ihres Aufenthaltes mit der Kamera und filmten die öffentlichen Veranstaltungen sowie weitere kulturelle Aktivitäten für einen Dokumentarfilm über den Fotokünstler. Zu den kulturellen Aktivitäten der Gruppe gehörten u. a. eine Führung im benachbarten Filmmuseum.
Außerdem besuchte die Gruppe die umfangreiche Ozeanien-Sammlung des Weltkulturen Museums. Die Künstler und Künstlerinnen sind mehrheitlich in Neuseeland aufgewachsen, ihre Familien stammen aber größtenteils aus Samoa. Auf Grund der starken Verbundenheit mit der samoanischen Kultur bestand der Wunsch, die von ca. 1900 stammenden historischen Sammlungen aus Samoa in Augenschein zu nehmen. Aber auch die rezentere Samoa-Sammlung von Alltagsgegenständen und zeitgenössischer Kunst, die von der ehemaligen Mitarbeiterin Gerda Kroeber-Wolf 1997 in situ für die erste Samoa-Ausstellung in Deutschland gesammelt wurde („Talofa! Samoa, Südsee. Ansichten und Einsichten“, 1998), stieß auf großes Interesse.
Bleibende Verbindungen
Vor ihrer Abreise aus Deutschland überließ Raymond Sagapolutele zum Abschied seine Fotoarbeiten aus der Ausstellung GREY IS THE NEW PINK „Siva Samoa“ und „Poly Swag“ dem Weltkulturen Museum als Schenkung. Wir freuen uns sehr, diese Kunstwerke unserer Sammlung zeitgenössischer Kunst aus Ozeanien hinzufügen zu können.
Die teilnehmenden Künstler, Tänzerinnen und Filmemacher
RAYMOND SAGAPOLUTELE, in Neuseeland geborener samoanischer Künstler und Fotograf und Mitglied des Graffiti-Kollektivs TMD. Er lebt und arbeitet in Auckland, Neuseeland.
UFITIA 'TIA' SAGAPOLUTELE, Tänzerin, Choreographin und Produzentin mit einem Background in Hip-Hop. Sie arbeitet zurzeit als Projektkoordinatorin für Dance Aotearoa New Zealand (DANZ).
LYNCIA MULLER, Tänzerin mit starkem Schwerpunkt auf traditionellem pazifischem Tanz, Hip-Hop und zeitgenössischem Tanz.
NATALIA IOANA, Tänzerin mit Spezialisierung auf traditionellen samoanischen Tanz, wie Siva Samoa, Taualuga und Sasa
JEREMIAH TAUAMITI, aus Auckland, Neuseeland stammender Filmemacher, freiberuflicher Film- und Fernsehregisseur und Mitgründer von Malosi Pictures.
SAMSON RAMBO, junger Filmemacher aus Auckland, Neuseeland.